KLINIK SONNENSTEIN
2016-2023
KLINIK SONNENSTEIN
Was darf Wissenschaft?
nach Dürrenmatts Kriminalroman "Der Verdacht"
Szenische Lesung mit Livemusik
PREMIERE | 22. SEPTEMBER 2023 | DARMSTADT
Kommissar Hans Bärlach,
am Ende seiner Polizeikarriere angekommen, stößt er auf den schwersten Fall seines Lebens.Er hat einen Verdacht: Der Klinikleiter Dr. Emmenberger ist in Wahrheit der deutsche Arzt Nehle, der im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig grausame Operationen an Häftlingen vorgenommen hatte, ohne sie zu narkotisieren. Unter falschem Namen lässt er sich in Zürich in die „Klinik Sonnenstein“ einweisen. Bärlachs Plan den Arzt zu überführen entpuppt sich als gefährliches Spiel....
Aber anders als im klassischen Kriminalroman ist hier weniger die bloße Überführung des Täters das Thema des Stückes als vielmehr die Herstellung einer höheren Gerechtigkeit. Denn aus dem ausschließlichen Glauben an wissenschaftlich greifbare Dinge leitet der Arzt Emmenberger seine grenzenlose Freiheit ab, in der er keine andere Verpflichtungen spürt, als das zu tun, was er möchte.
Für ihn besteht die Welt nur aus Masse und Energie – Geist, Psyche, Moral sind nicht messbare Größen und daher nicht existent. Aber was darf Wissenschaft? Was ist sie ohne Ethik und Moral? Diesen Fragen geht Friedrich Dürrenmatt in seinem Kriminalroman "Der Verdacht" (1951) nach.
Peter H. Jährling hat daraus eine packende szenische Lesung erarbeitet.
Kontrabass, Saxophon und Bassklarinette schaffen eine spannende Klangatmosphäre.
Inwieweit dieses technokratische Denken, das unsere Gegenwart durchzieht, ein solches Potential der Vernichtung des Menschlichen enthält, ist somit auch Gegenstand des Stückes.
Aus Anlass des 75 jahrestages des *Nürnberger Kodex (1947), öffnet dieses Projekt auch einen aufmersamen Blick auf die heutige Medizin, Pharmazie und Forschung.
Mit
Peter H. Jährling: Schauspiel | Renée Stulz: Schauspiel
Steffen Müller-Kaiser: Bassklarinette / Sopransaxofon | Ina Burger: Kontrabass
Musikalische Leitung: Marijke Jährling | Buch und Regie: Peter H. Jährling
Lesungsrechte Diogenes Verlag AG Zürich | Bild © M. Millushka
ZUSCHAUERREAKTIONEN
- Langer Applaus und Bravorufe bei der Premiere!!!
- Spannend vorgetragenes "Hörspiel" mit sehr passender Musik. Ein toller Abend! Danke!
- Ich kenne den Roman. Die szenischen Lesung hat den Kern des Stückes erfasst und wurde spannend umgesetzt. Respekt!
- Wenn ich den Roman gelesen hätte, wäre mir die Handlung nicht so nahe gebracht worden und unter die Haut gegangen, wie ich es gerade hier erlebt habe. Danke dafür.
- Was darf Wissenschaft? Was ist man bereit für die Freiheit zu tun? Fragen treiben uns um!
- Einige neue Erkenntnisse und viel Vergnügen. Das war eine gute Vorstellung, gut gelesen, gut gespielt und sehr gut dramatisiert. Et la musique formidable!
- Vielen Dank für einen tollen und beeindruckenden Abend und ein grandioses Schauspiel.
ZUSCHAUERREAKTIONEN
- Überzeugende Lesung!
- Una tematica molto altuale!!! Un pezzo molto ben eseguito. Bravi!!
- Das war wunderbar.
- Herzlichen Dank für die tolle Aufführung heute!
- Grandios gespielt zu einem immer spannenden Thema:
- Also, lasst uns umeinander kümmern!
- Langer Applaus, Bravorufe und Standing Ovations zur bislang letzten Vorstellung.
Der Autor
Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte Philosophie in Bern und Zürich und lebte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel. Bekannt wurde er mit seinen Kriminalromanen und Erzählungen ›Der Richter und sein Henker‹, ›Der Verdacht‹, ›Die Panne‹ und ›Das Versprechen‹, weltberühmt mit den Komödien ›Der Besuch der alten Dame‹ und ›Die Physiker‹. Er lieferte das Drehbuch zu ›Es geschah am helllichten Tag‹ mit Gerd Fröbe, Heinz Rühmann, Siegfried Lowitz u.a. Den Abschluss seines umfassenden Werks schuf er mit den ›Stoffen‹, worin er Autobiografisches mit Essayistischem verband. Friedrich Dürrenmatt starb 1990 in Neuchâtel.
*Der Nürnberger Kodex
ist eine ethische Richtlinie zur Vorbereitung und Durchführung medizinischer, psychologischer und anderer Experimente am Menschen. Er gehört seit seiner Formulierung in der Urteilsverkündung im Nürnberger Ärzteprozess (1946/1947) zu den medizinethischen Grundsätzen in der Medizinerausbildung, ähnlich wie das Genfer Gelöbnis. Er besagt, dass bei medizinischen Versuchen an Menschen
- „die freiwillige Zustimmung der Versuchsperson unbedingt erforderlich (ist). Das heißt, dass die betreffende Person im juristischen Sinne fähig sein muss, ihre Einwilligung zu geben; dass sie in der Lage sein muss, unbeeinflusst durch Gewalt, Betrug, List, Nötigung, Übervorteilung oder irgendeine andere Form der Überredung oder des Zwanges, von ihrem Urteilsvermögen Gebrauch zu machen; dass sie das betreffende Gebiet in seinen Einzelheiten hinreichend kennen und verstehen muss, um eine verständige und informierte Entscheidung treffen zu können“.
Anlass für den Nürnberger Kodex waren die während der Zeit des Nationalsozialismus im Namen der medizinischen Forschung begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, insbesondere „verbrecherische medizinische Experimente“ und Zwangssterilisationen.